Neurofeedback ist ein Verfahren, mit welchem dem Gehirn eine Rückmeldung über die Qualität seiner eigenen Selbstregulation gegeben wird. Durch diese Rückmeldungen kann das Gehirn trainiert werden, sich selbst besser zu regulieren. Auf diese Weise können Funktionen verbessert und Fehlfunktionen gemindert werden. Das Verfahren kann zur Behandlung einer Vielzahl von Störungen eingesetzt werden, beispielsweise Angststörungen, Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS), Autismus, Depression, Epilepsie, Migräne, Schlafstörungen und viele weitere mehr. Allerdings ist Neurofeedback kein "Allheilmittel". Es ersetzt nicht automatisch andere Therapieformen wie beispielsweise medikamentöse Therapie oder Psychotherapie. Deshalb ist es sinnvoll, mit der Ärztin oder dem Arzt den Einsatz von Neurofeedback eingehend zu besprechen. In vielen Fällen ist die Kombination verschiedener Therapieformen inklusive Neurofeedback zu erwägen. 

Das Gehirn tut, was es will - ohne uns zu fragen...

Das menschliche Gehirn ist ein sehr komplexes Gebilde. Informationsaufnahme, Verarbeitung und Reaktion, Denkprozesse, Stimmungen und vieles mehr werden gesteuert durch eine Vielzahl von unbewusst ablaufenden Prozessen. Der allergrößte Teil dessen, was im Gehirn in jeder Sekunde geschieht, entzieht sich unserem bewussten Zugriff: Wir können diese komplexen Vorgänge größtenteils nicht bewusst wahrnehmen und noch weniger beeinflussen. Auch das Gehirn selbst bekommt über die Qualität seiner Aktivität keine unmittelbare Rückmeldung. Wir nehmen wahr, ob wir erfolgreich sind oder nicht, ob wir uns gut oder schlecht fühlen, ob wir uns konzentrieren können oder ob wir gut einschlafen und erholt aufwachen. Aber obwohl diese Dinge eine direkte Folge der Gehirnaktivitäten sind, kann das Gehirn nicht erkennen, welche seiner Aktivitäten zu Wohlbefinden oder Unwohlsein beigetragen hat, denn die im Gehirn ablaufenden Prozesse ändern sich zu schnell, als dass das Gehirn einen unmittelbaren Zusammenhang mit den langsamer auftretenden Folgen erkennen könnte.

... also sagen wir dem Gehirn, ob es gut ist, was es tut.

Neurofeedback schließt diese Lücke. Mit Neurofeedback können wir dem Gehirn sozusagen den Spiegel vorhalten. Grundlage dafür ist die Elektroenzephalographie (EEG), also die Messung der elektrischen Hirnaktivität. Mit Elektroden, die mit einer Paste außen am Kopf befestigt werden, wird die Aktivität in verschiedenen Regionen gemessen. Die Messergebnisse werden von einem Computer verarbeitet und daraufhin untersucht, ob das Gehirn im Moment eine angemessene Selbstregulation zeigt oder nicht. Die Probandin oder der Proband bekommt über einen Bildschirm eine Rückmeldung über das Ergebnis, beispielsweise indem das gezeigte Bild oder der Film klein und undeutlich dargestellt wird oder gut erkennbar und groß, der Ton zum Film leise oder lauter, das Vibrieren eines taktilen Feedbackgebers stärker oder schwächer, ein Objekt in einer Animation schneller oder langsamer wird. Diese Rückmeldung ändert sich fortlaufend in Abhängigkeit von den Messergebnissen. Auf diese Weise erhält das Gehirn eine Rückmeldung, die zeitlich unmittelbar mit seiner Aktivität zusammenhängt. Das Gehirn kann dadurch sein Verhalten verändern und einen angemessenen Zustand einnehmen und halten. Das Gehirn lernt also, seine Selbstregulation zu verändern.